О времени и о себе - Литературные портреты

Die Welt vom Maler Jurj Blagoveschenskj

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Автор: Svetlana Volskaia
Добавлено: 2013-09-28 00:21:12
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Dem sympathischen Ehepaar von Jurj und Basja Blagoveschenskj begegnet man auf fast allen Kunstausstellungen und Themenabenden russischsprachiger Gemeinde Leipzigs. Sie sind immer freundlich, gut gelaunt und gesellig. Im Gespräch mit ihnen vergisst man ihr hohes Alter und ihr volles von Entbehrungen Leben. Sie sind schon 57 Jahre zusammen, acht davon in Deutschland, acht intensive und ereignisreiche Jahre.

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Die charmante Frau macht neben ihrem attraktiven Mann eine gute Figur; er sieht genau so aus, wie ein Enkelsohn vom adligen Staatsrat und Sohn einer Absolventin des berühmten Smolny Instituts für adlige Damen auszusehen hat. Zu Sowjetzeiten erwartete die Leute von solcher Herkunft ein dramatisches Schicksal. Der Vater von Jurj wurde erschossen, die Mutter saß im Karlag. Der Junge musste mut dem Brandmal des Staatsfeindes aufwaschen.

Die Kariere des Stammoffiziers hat Jurj trotz der Umstände gemacht. Die Hochschulausbildung konnte er nur als Fernstudium absolvieren. Als der eigensinnige junge Offizier sich an einer Ziviluniversität einschrieb, geriet er in Missgunst. Man versetzte ihn zum Dienst ins ferne nördliche Murmansk.

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Die Familie Blagoveschenskj hat dort 45 Jahre verbracht, die zwar gar nicht einfach waren, aber an sie erinnern sich die Eheleute als an die glücklichsten ihres Lebens. Unter den strengen Lebensbedingungen scheinen die Menschen ihre besten Eigenschaften zu entfalten: Uneigennützigkeit, Herzlichkeit, Selbstauföpferung. Deswegen ist das Ehepaar in Murmansk sogar nach dem Rücktritt des Mannes vom Dienst geblieben.

Hier, im äußersten Norden Russlands hat Jurj zur Kunst gefunden. Er ist ein kreativer, begabter Mensch. Ingenieur-Mechaniker vom Beruf, arbeitete er sehr erfolgreich als Designer und Cherkonstrukteur im Forschungsinstitut der Fischindustrie. Ihm gehören mehr als 50 patentierte Erfindungen im Bereich der Forschung und Technik.

Sein Hobby, Malerei, begleitete diesen großen beruflichen Erfolg von Blagoveschenskj. Er widmete dieser Leidenschaft jede freie Minute und hatte seine Malermappe immer bei sich. Was waren seine Lieblingsthemen? Porträts von Freunden und Verwandten, Stillleben mit Blumen, Bilder der Natur, Urlaubseindrücke. Die Malerei machte ihm viel Spaß, verschönte und bereicherte seinen Alltag. Im Leben des Rentner- Blagoveschenskj ist sie zur Hauptbeschäftigung geworden. Hier, in Deutschland, arbeitet der Maler sehr intensiv, stellt seine Bilder aus, und seine Möglichkeiten, wie er sagt, sind noch lange nicht ausgeschöpft.

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Unser Gespräch mit Jurj Blagoveschenskj, der in Leipzig sehr bekannt ist, war interessant und lebendig.

— Sagen Sie, bitte, zu welchen Kunststil sind Ihre Arbeiten zuzuordnen?

— Ich habe mich immer wohl im Rahmen des Realismus gefühlt. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht die anderen Strömungen akzeptiere. Ich ziehe meinen Hut vor Klassizismus, mag die russische Kunst in allen ihrer Erscheinungsformen (besonders die Wandermaler und Petrov-Vodkin). Avantgarde und abstrakte Kunst lehne ich auch nicht ab. Anders gesagt, ich versuche Alles zu tolerieren. Mein ganzes Leben hat meinen Kunstgeschmack geprägt: Kindheit, Ausbildung in verschiedenen Malerstudien und, nicht zuletzt, der Kontakt zu Malern, die ich kennen lernte.

— Was inspiriert Sie zum Malen?

— Alles, was ich sehe! Das Leben ist doch so wunderschön! Sehr oft will ich einen flüchtigen Augenblick festzuhalten, ihn zu genießen. Leider, verstehen nicht alle die Sprache der Farbe und des Lichtes, aber viele fühlen instinktiv die Schönheit.

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Auch die einfachen Bilder können uns sehr beeindrucken. Es ist heute wissenschaftlich bewiesen, dass die Farben ihre eigene Wirkung auf Menschen haben, rot wirkt z.B. anders, als gelb oder grün. Die Künstler bringen mithilfe dieser Farben ihre Gefühle und Gedanken zum Ausdruck. Das ist auch mein Ziel.

— Kennen Sie Leipziger Maler persönlich?

— Es liegt an unserem hohen Alter, dass wir ziemlich einsam leben, aber mit manchen Malern treffen wir uns auf verschiedenen Kunstausstellungen und bei anderen Ereignissen Leipzigs. Mit Boris Satschakov kann ich mich gut verstehen, ich mag die Bilder von Irina Boguslavskaja, hoch schätze die Tätigkeit der Eheleute Hesins. Andere Namen fallen mir im Moment, leider, nicht ein.

— Wie geht es Ihnen hier, in Deutschland?

— Ich habe keinen Grund mich zu beschweren. Wir führen ein erfülltes, ruhiges Leben. Unsere Hauptaufgabe ist heute die Selbstverwirklichung.

Es ist Zeit mich von gästefreundlichen Boguslavskjs zu verabschieden. Während ich noch einen letzten Blick auf die Wände ihres Wohnzimmers werfe, versuche ich die bescheidenen Farben des russischen Dorfes in meiner Erinnerung festzuhalten, sowie die farbenfrohe Herbst- und Sommerbilder.

Zu den Bildern von Jurj Blagoveschenskj

Foto: Alexandra Omeltschenko


Übersetztung Olga Koseniuk




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