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Дым Отечества

Der literarische Spaziergang

Автор: Svetlana Voljskaia
Добавлено: 2013-08-22 20:30:00

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Wir sind der freundlichen Einladung von Elena gefolgt und nahmen an einer spannenden Reise nach Dresden teil, um die Orte Zwetajewas zu besichtigen.

Viele von uns haben die Hauptstadt von Sachsen bereits besucht und bewundert. Sie waren für uns schon immer vom Interesse, die Schlösser im Barock - Stil, die Spaziergänge auf den berühmten Brühlschen Terrassen, die Besichtigung der weltberühmten Galerie der Alten Meister und natürlich die „Sixtinische Madonna“. Man kann ewig weiter aufzählen. Aber erst heute erinnern wir uns daran, wie besonders das Wort „Albertinum“ für Zwetajewas – Schwestern klang (nach seinem Vorbild wurde von Professor Zwetajew das heutige Puschkinmuseum erschaffen), und wie aufrichtig und lebendig Anastasija ihren ersten Eindruck von dem berühmten Gemälde beschreibt.

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Foto: Alexandra Omeltschenko

„Da stehen wir: Papa, Marina und ich und schauen. Auf den Wolken geht ein Mädchen auf uns zu, so als ob es festen Boden unter den Füßen hätte. Ein Mädchen von einer unbeschreiblichen Schönheit und Unschuld. Der Wind bewegt sein Haar, die braunen Augen sehen uns an, die Lippen atmen, auf seinem Arm ein Säugling, der der Mutter überhaupt nicht ähnlich sieht, großstirnig und kräftig. Der Ausdruck des gleichermaßen kindlichen und unkindlichen Gesichts ist von unsagbarer Tiefe und Aufmerksamkeit erfüllt. Die Sixtinische Madonna!“

Diesmal ist ein anderes Dresden unser Ziel: das junge und kecke Dresden! Das sächsische Amsterdam! Wie einst die Gäste der „Pension Bachmann“ beschließen auch wir, „nach Dresden zu fahren – um dort zusammen spazieren zu gehen“, aber nicht „in die Vororte“, sondern in den beliebtesten Teil der Neustadt zwischen der Elbe und dem Albertplatz. Nach 1989 hat sich hier alles sehr verändert.

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Foto: Alexandra Omeltschenko

Die schönen vier – bis – fünfstöckigen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert wurden saniert und von jungen, talentierten Architekten Dresdens fantasievoll neugestaltet. Beim Blick auf diese Gebäude erinnerten sich viele von uns an die Zeilen von Majakowski: „Können Sie eine Nocturne auf der Abflussröhrenflöte spielen?“ Die gemütlichen Innenhöfe mit den einladenden Cafés und Restaurants sind durch schöne Durchgänge miteinander verbunden. Was es dort nicht alles gibt! Boutiquen, Galerien, Antiquitätenläden und sogar ein kleines Theater.

Als nächstes besichtigten wir den „Weißen Hirsch“, den Ort, der so frisch und lebendig in den Tagebüchern von Marina und den Memoiren von Anastasija Zwetajewa erscheint. Er befindet sich in einer sehr malerischen Gegend. Die steilen Abhänge der Elbe, die Wälder (ehemals im Besitz August des Starken), in der Nähe - die Sächsische Schweiz. Das ist ein berühmter Kurort. M. Zwetajewa schreibt: „...die Augen schaffen es nicht, alles aufzunehmen, die Brust - zu atmen....“ Viele Prominente erholten sich hier, darunter die Schriftsteller Kafka und Rilke, der Maler Oskar Kokoschka, die Schauspielerin Marika Rökk.

Zu Zwetajewas Zeit war hier das Sanatorium von Dr. Lamann, einem Naturheilmediziner. Er praktizierte eine besondere Heilungsmethode. Die Patienten sollten lässige Kleidung und bequeme Schuhe tragen, sich viel im Freien bewegen und eine strenge Diät halten.

Diese Methode muss erfolgreich gewesen sein, wenn man die vielen schönen Villen, die später in der Nähe des Sanatoriums entstanden sind, in Betracht zieht.

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Foto: Alexandra Omeltschenko

Die grüne Pracht der Bäume und Blumen dient als natürlicher Rahmen der Vielfalt an Architektur. Hier funktioniert heute nach wie vor das Forschungsinstitut des Baron Manfred von Ardenne, dessen Sauerstoff- Behandlungsmethode vielen der DDR – Politiker das Leben verlängern half.

Hier verbrachten die Schwestern Zwetajewa, die noch zu jung waren, um sich mit dem Problem der überflüssigen Pfunde anderer ernsthaft zu befassen, den Sommer 1910.

…, der ganze „Weiße Hirsch“ mit seinen Sanatorien, mit der Methode zum Abnehmen von Dr. Sander, den Sandalen, Bergausflügen auf Rezept, der Milch- und Gemüsediät – das alles war für uns nur eine Lachnummer.

…Wir, jungen Leute, liefen leicht den Berg herab ihnen entgegen und flogen wieder die steilen Hänge hoch, nach dem Baden, leichtfüßig… und dachten mit Schauder: alt werden, reif werden, brr!“

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Foto: Alexandra Omeltschenko

Professor Zwetajew, stets in Sorge um sein neues Museum, wählte für seine Töchter ein ganz bescheidenes Häuschen im Norwegerstil aus, das ihn wahrscheinlich an das Hotel „Zum Engel“ im Schwarzwald erinnerte: alles hier war einfach aber gemütlich. Das steinerne Fundament, das erste Geschoß aus Holz mit Balkon und Satteldach. Wir haben es sofort gefunden: das einfache Landhaus Rißweg 8. Es hebt sich von den reichen Villen ab und sticht ins Auge. An der Fassade steht: Norwegisches Haus. So beschreibt es A. Zwetajewa:

In diesem Städtchen ist so viel Grün, dass man nur lauter Gärten an den Hängen sieht. Darin ertrinken die Dächer der Villen aller nur möglichen Stile, darin schlängelt sich die Drahtseilbahn. Das Haus von Pastor Bachmann, wo wir wohnen werden, liegt oben auf dem Berg, in Lochwitz. Eine schmale Straße führt bergab, an dieser Straße steht das Bachmannsche Haus. Das Haus ist aus dunklem Holz gebaut. Es läuft oben spitz zu, um den ersten Stock geht ein breiter Balkon herum. Es ähnelt einem Schweizer Chalet oder einem Schwarzwaldhaus, vor sieben und sechs Jahren haben wir in solchen Häusern mit Mutter gewohnt. Vor dem Haus ist ein sehr kleiner Garten.

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Foto: Alexandra Omeltschenko

Das geregelte Kurortleben: Baden, Spaziergänge. Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Marina hat ein so intensives Seelenleben, das sie es ab und zu braucht, allein zu sein. In den Tagebüchern 1919 erinnert sie sich: „Ich verabrede mich mit der Zentauer - Statue im Wald“.

Auch wir haben uns die Mühe gemacht, den steilen Waldweg bis zur Spitze des Sandhanges zu erklimmen und haben ihn erblickt – den kräftigen, konzentriert – ernst vor sich hin schauenden Zentauer. Stolz ragt er auf seinem Postament empor. Unten, zwischen den Bäumen, hinter seinem Rücken, sieht man eine Straße und die vorbeihuschenden Autos. Das erinnert an die Zeilen, die Marina 1910 schrieb:


Zauber der deutschten Feerie,,
Verträumte deutsche Walze, ungeschmückt….
Auf den Wiesen des verlassenen Russlands
Blüht schon gelber Hahnenfuß.

Liebe Wiese, so geliebte Wiese.
Mit dem goldenen Pfad entlang der Oka…
Zwischen den Baumstämmen
Eilen Autos, wie goldige
Maikäfer.


Wir mussten uns beeilen: Um 16.00 Uhr erwartete man uns im Deutsch - Russischen Kulturinstitut zu Dresden, doch wir konnten noch einen Blick auf die älteste Seilhängebahn Europas werfen und auf die Elbe aus hundert Metern Höhe, von der Terrasse eines sehr gemütlichen Restaurants. Die breite Elbe fließt ruhig; ihre Ufer verbindet die schönste Brücke Dresdens, das Blaue Wunder, in der Ferne sieht man die altertümlichen Türme und malerischen Berge der sächsischen Schweiz.

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Foto: Alexandra Omeltschenko

An jenem Tag unserer Reise, dem 04.10.2009, wurden wir freundlich empfangen. Leckeres Essen und Wärme taten unseren Körpern und Seelen gut. Das Fest der Dichtung schmückte Musik von Bach; Gedichte von Zwetajewa wurden auf Russisch, Deutsch, Polnisch und Spanisch vorgetragen. Unsere Reiseführerin, Elena Beleninova, stand im Zentrum des Geschehens. Der Zauber des Zwetajew-Lagerfeuers entfaltete seine volle Wirkung. Dabei spielt es keine Rolle, inwieweit man mit den wissenschaftlichen oder historischen Realien und Problemen der Zwetajewa – Forschung vertraut ist, es ist nur die Kommunikation, die zählt, die emotionelle und freundliche. Die Sprache ist auch irrelevant: in so einer Umgebung versteht man sich gut.

Auf dem Heimweg, müde aber glücklich, überlegten wir uns, ob so ein Lagerfeuer auch in Leipzig in Frage käme. Hier ist die Meinung von Elena dazu:

Ich denke, es ist realistisch. Das könnte funktionieren. Muss es sogar! Leipzig ist eine Studentenstadt, hier lebte Rainer Maria Rilke, mit dem Marina eine Briefliebesbeziehung hatte, hier finden sich viele Wissenschaftler und Enthusiasten, für die alles, was mit Zwetajewa zu tun hat, eine große Bedeutung hat…

Also, so wie es aussieht, wird es das Lagerfeuer zu Ehren Zwetajewas in Leipzig geben, denn auch Elena Beleninova lebt hier, und sie gehört zu denjenigen, die das Feuer von Zwetajewas Vogelkirsche nicht erlöschen lassen. Herzlich willkommen zu unserem Lagerfeuer!

Übersetzung: Olga Koseniuk





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